VERGLEICH ZWEIER HANDELSÜBLICHER PROGESTERON-TESTVERFAHREN ZUR SICHERUNG GYNÄKOLOGISCHER AUSSAGEN BEIM HUND

R. Hospes, Brit Ragna Hecker, Anja Riesenbeck, H. Bostedt

Einleitung

Im Rahmen der klinisch-gynäkologischen Untersuchung bei der Hündin stellt sich die eindeutige Interpretation der erhobenen Befunde häufig als schwierig heraus. Zur Sicherung der Diagnose sind oftmals weiterführende Maßnahmen, wie der Einsatz bildgebender Verfahren oder das Einleiten labordiagnostischer Untersuchungen, notwendig. Von hoher diagnostischer Aussagekraft kann die Hormonbestimmung aus einer peripher entnommenen, venösen Blutprobe und somit die Zyklusdetermination sowohl in der Vorausbestimmung des idealen Deckzeitpunktes von Zuchthündinnen als auch bei der Abklärung ovarieller Dysfunktionen, aber auch im Vorfeld einer geplanten medikamentellen, temporären Unterbrechung der Zyklizität oder der Gravidität einer Hündin und vor abdominalchirurgischen Eingriffen sein. Neben der klinisch-gynäkologischen Diagnostik und den weiterführenden Untersuchungen der sonographischen Ovardarstellung und exfoliativen Vaginalzytologie (4) kommt insbesondere der in praxi durchführbaren Progesteronbestimmung mittels handelsüblicher Schnelltestverfahren auf enzymimmunologischer Grundlage besondere Bedeutung zu (2, 3). Da in der gynäkologischen Praxis der aktuelle Blut-Progesteronwert häufig das letztendlich bestimmende Kriterium zur Festlegung einer zielgerichteten Therapie darstellt, erscheint eine Überprüfung der Anwendungssicherheit und -freundlichkeit der erhältlichen Schnelltests angezeigt.

In der vorliegenden Untersuchung werden zwei kommerziell erhältliche Progesteronschnelltests hinsichtlich ihrer Anwendungsfreundlichkeit, ihrer Aussagekraft in Verbindung mit der exfoliativen Vaginalzytologie und ihrer Meßgenauigkeit im Vergleich zu einer laborgebundenen Progesteronbestimmung bewertet.

Material und Methoden

Probanden, Untersuchungsdesign und Blutprobenentnahmen

32 Hündinnen aus dem Patientengut der Klinik dienten als Probanden. Bei 11 Hündinnen handelte es sich um Zuchthündinnen, die zur Zyklusdetermination und Feststellung des idealen Deckzeitpunktes im Verlauf einer Hitze jeweils wiederholt vorgestellt wurden. Bei den übrigen 21 Hündinnen lagen andere Gründe zur Vorstellung, wie beispielsweise Zuchttauglichkeitsuntersuchungen, unerwünschte Bedeckungen und geplante Läufigkeitsunterdrückungen oder Zyklusaberrationen und andere Gynäkopathien vor.

Bei allen Patientinnen wurde neben der ausgiebigen Anamnestik und gynäkologischen Befunderhebung zu jedem der insgesamt 52 Untersuchungstermine eine exfoliative Vaginalzytologie (4) angefertigt (Eosin-Thiazin-Färbung).

Eine venöse Blutprobe wurde jeweils mittels einer sterilen V2A-Kanüle in ein EDTA-beschichtetes Probenröhrchen entnommen und unmittelbar nach der Entnahme parallel in beiden Schnelltestverfahren untersucht. Bei 45 der 52 gewonnenen Plasmaproben war die Menge ausreichend, um eine Kontrollprobe der laborgebundenen quantitativen Progesteronbestimmung zuzuführen.

Testkits und Testdurchführung

Als semiquantitative Schnelltestverfahren kamen die beiden auf dem Prinzip des Enzym-Immuno-Assay beruhenden Methoden Hormonost® (Biolab) und Target® (Albrecht) zur Anwendung.

Beide Testverfahren ordnen einen Farbumschlag dem jeweiligen Progesteronwerte zu. Während beim Hormonost®-Test zwei Standardseren (Standard1: Proöstrus; Standard 2: Ovulation) zu jeder zu messenden Probe angesetzt werden, verwendet der Target®-Test eine Farbskala mit vier Unterteilungen zum Vergleich mit der Verfärbung auf der Reaktionsoberfläche des Probengefäßes (Tabelle 1 ).

HORMONOST

dunkler/gleich
Standard 1

heller als Standard 1,
dunkler als Standard 2

gleich
Standard 2

heller als
Standard 2

Interpretation

Proöstrus

Beginn C.l.-Aktivität,
LH-Peak

Ovulation

Konzeption
oder später

TARGET

kräftig blau

hellblau

schwachblau

weiß

Progesteronwert

0-1 ng/ml

1-2,5 ng/ml

2,5-8 ng/ml

> 8 ng/ml

Interpretation

Proöstrus

Progesteron-Anstieg,
vor LH-Peak

Östrus, nach
LH-Peak

ab 2. Tag post
ovulationem

Tab. 1: Interpretation der Farbwerte der Schnelltestverfahren
Die Blutproben wurden entweder von approbierten Tierärzten oder aber von in die Methoden eingewiesenen Laborkräften nach den Anweisungen der begleitenden Testvorschriften verarbeitet.

Ergebnisse

Anwendungsfreundlichkeit

Hinsichtlich der Anwendungsfreundlichkeit sind die Übersichtlichkeit und der Informationsgehalt der Gebrauchsinformationen bestimmende Größen. Beide Anleitungen der Schnelltests genügen den Anforderungen zu einer schnellen und sicheren Testdurchführung und sind ausreichend informativ. Während die Anleitung zum Hormonost®-Test auf grundsätzliche Informationen zum Zyklus der Hündin weitgehend verzichtet, beleuchtet die Testvorschrift des Target®-Testes weitere Aspekte, wobei jedoch die graphische Darstellung der Hormonverläufe Ungereimtheiten aufweist. Hervorzuheben ist beim Hormonoste-Test der Anhang zur Erkennung von Fehlerursachen, der dem Target®-Test fehlt. Hier ist jedoch eine klarere optische Trennung der einzelnen Testschritte zu verzeichnen, wenn auch die illustrierenden Zeichnungen eher zur Verwirrung, denn zum besseren Verständnis beitragen. Beide Testmethoden sind innerhalb weniger Minuten durchführbar, wobei der Hormonost®-Test schneller auswertbar ist und im Falle des Vorliegens der postovulatorischen Gelbkörperphase durch die Ablesbarkeít des Fortschreitens der Enzymreaktion nach 15 bis 30 Minuten weitere Aussagen zum aktuellen Progesteronwert zuläßt.

Vergleich Schnelltestergebnis und exfoliative Vaginalzytologie

Die Übereinstimmungen der Schnelltestergebnisse mit dem vaginalzytologischen Bild wurden in 25 Fällen, vornehmlich bei Hündinnen, die zur Deckzeitpunktbestimmung vorgestellt wurden, überprüft. Bei 92% der untersuchten Hündinnen war der Progesteronwert des Hormonost®-Tests mit dem Zellbild der exfoliativen Vaginalzytologie übereinstimmend, im Target®-Test waren es lediglich 80%.

Vergleich Ergebnis Schnelltestverfahren und Chemielumineszenz
Insgesamt deckten sich die Ergebnisse der enzymimmunologisch erhobenen Progesteronwerte unterschiedlich gut mit denen der laborgebundenen Diagnostik. Während der Target®-Test in der Gesamtbetrachtung über alle Zyklusphasen hinweg in 64,4% der Fälle ein richtiges Ergebnis erbrachte, erzielte der Hormonost®-Test mit 84,4% ein deutlich besseres Ergebnis. Bei der Einzelbetrachtung der in praxi notwendig zu unterscheidenden Zyklusphasen (1, 5, 6) ergaben sich geringfügige Unterschiede zwischen den Testverfahren. Der Target®-Test zeigte den praeovularorischen Progesteronanstieg in der Frühphase besser an, vom Zeitpunkt des LH-Peaks über die eigentliche Ovulation hinweg bis zur frühen Lutealphase war der Hormonost®-Test im Vorteil (Abb. 1 ).

Abb. 1: Überprüfung der Übereinstimmung der Ergebnisse der Progesterontests mit denen der Chemielumineszenz (n=45; Angaben in Prozent) in verschiedenen Zyklusphasen und insgesamt, sowie Übereinstimmung der zugeordneten Meßergebnisse mit dem vaginalzytologischen Bild (n=25).

Schlußbetrachtung

Beide in die Untersuchung einbezogenen Schnelltests zur semiquantitativen Bestimmung des Progesteronwertes aus Blutproben von Hündinnen erwiesen sich als in praxi gut einsetzbar. Die Anwendungsfreundlichkeit der Testmethoden ist in beiden Fällen als gut zu erachten, wenn auch die Gebrauchsinformationen einer gestalterischen (Hormonost®) oder fachlichen (Target®) Überarbeitung bedürfen. Die Korrelation mit den vaginalzytologischen Befunden ist in beiden Schnelltests ausreichend, so daß bei Anwendung beider labordiagnostischer Verfahren eine annähernd sichere Aussage über den tatsächlichen Zyklusstand der untersuchten Hündin möglich ist. Die Meßgenauigkeit der beiden enzymimmunologischen Methoden ist zur Determination des Oestrus und somit zur Vorausbestimmung des optimalen Bedeckungszeitpunktes geeignet, der Hormonost®-Test läßt darüber hinaus mit der Beurteilung des Standard 2 nach einem Zeitraum von 15 bis 30 Minuten Aussagen über die Aktivität der Corpora lutea und hierdurch über den Ovulationszeitraum [richtig: Konzeptionszeitraum] zu.

Literatur

1. Concannon P, Hansel W, McEntee K. Changes in LH, Progesterone and Sexual Behaviour Associated with Preovulatory Luteinization in the Bitch. Biology of Reproduction 1977; 17: 604–13.

2. Günzel-Apel A-R, Sieme H, Hoppen H-O. Erfahrungen mit einem "schnellen" Progesterontest zur Bestimmung des Bedeckungs- oder Besamungszeitpunktes beim Hund. Kleintierpraxis 1990; 6: 261–316.

3. Laiblin C. Brunstdiagnostik bei der Hündin mit einem Progesteron-Schnelltest (EIA) – eine sinnvolle Ergänzung der Vaginalzytologie. Tierärztl Prax 1991; 19; 197-9.

4. Tammer I, Blendinger K, Sobiraj A, Bostedt H. Über den Einsatz der exfoliativen Vaginalzytologie im Rahmen der gynäkologischen Befunderhebung bei der Hündin. Tierärztl Prax 1994; 22: 199-207.

5. Riesenbeck A. Untersuchungen über die Verfügbarkeit von LH bei ingraviden und graviden Hündinnen und zur Bedeutung des Regelfaktors PGF2a für die Luteolyse im peripartalen Zeitraum. Vet. Med. Diss., Gießen, 1997.

6. Wright P J. Application of vaginal cytology and plasma progesterone determinations to the management of reproduction in the bitch. J Sm Anim Pract 1990; 31: 335-40.

Anschrift des Verfassers

Dr. Rainer Hospes
Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz der Justus-Liebig-Universität
Frankfurter Str. 106
D – 35392 Gießen
E-Mail: rainer.hospes [at] vetmed.uni-giessen.de

(Deutsche Verterinärmedizinische Gesellschaft, Fachgruppe Kleintierkrankheiten: 45. Jahrestagung 7.–10.10.1999 in der Justus-Liebig-Universität Gießen)

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